1976 wurde Leo Stillhart, der Leiter der Kolpingfamilie, von zwei KAB Mitgliedern angefragt, ob die Kolpingfamilie drei Gewänder (je ein Nikolaus, ein Schmutzlimantel und Drahtbärte) übernehmen würden, um den Nikolausbrauch weiterzuführen. In der Kolpingfamilie waren alles junge Familien mit Kindern, wogegen in der KAB kein Nachwuchs vorhanden war. Die verantwortlichen der Kolpingfamilie - mit dem heutigen Leiter der Klausgruppe Albert Tanner - beschlossen diesen Brauch in Flawil weiter zu führen.

So wurden an fünf Abenden hintereinander die angemeldeten Familien von St. Nikolaus mit seinem Schmutzli besucht. Ein Familienbesuch kostete Fr. 5.- . Stehend wurde zu den Kindern gesprochen. Das wichtigste Anliegen der Gruppe bei einem Besuch war, keine «Bösen» zu sein, sondern die Kinder zu ermahnen aber auch zu loben.

Der Umkleideraum war das Turmzimmer in der Kath. Kirche, wo sich jede Gruppe auch selber schminkte. Allerdings war es dort sehr kalt und unfreundlich. Nach zwei Jahren durfte die Klausgruppe das damalige Sitzungszimmer im Pfarreizentrum benutzen, was eine grosse Erleichterung war. Es gab dort aber kein Telefon und nach anstrengenden Touren (an Sa und So 8 bis 10 Besuche pro Nikolauspaar) gab es ein «Eingeklemmtes» und Getränke.

Die Anfänge waren schwierig, die Gruppen hatten keine Erfahrung, weder als Schmutzli noch als St. Nikolaus. Die Besuche wurden so gestaltet, wie es die Familienväter in ihren Familien selber gerne gehabt hätten! Schnell wurde dazu gelernt, einander geholfen, insbesondere dann wenn es schwierige Besuche waren oder die kleinen Kinder einfach nur weinten.

Mit dem einkassierten Geld (inkl. Trinkgelder) wurde die «Ausrüstung» laufend erneuert und ergänzt. Die unbequemen Drahtbärte wurden ersetzt, ebenfalls die Mitras, die zum Teil nach zwei Stunden Kopfschmerzen verursachten, weil sie einfach zu klein waren für grössere Köpfe.

Mit den Jahren wurden weitere Kleider angeschafft, sodass fünf, später sieben Gruppen auf Familien- und andere Besuche geschickt werden konnten. «Schminkerinnen» kamen! Die Ruten wurden selber durch die Gruppe angefertigt und gebunden. Bei den Besuchen konnte dann der Wunsch mit oder ohne Rute geäussert werden. Die Preise wurden 1983 auf Fr. 7.- / 1986 auf Fr. 10.- / 1991 auf Fr. 15.- usw. angepasst. Auch die Bischofsstäbe wurden durch Leo Moser selber hergestellt und später sogar »vergoldet«.

Schon am Anfang der St. Nikolaus Aktion wurden für gewisse Besuche nach Eseln gefragt. Die Kolpingfamilie machte sich auf die Suche und sie wurde fündig. Kleine Episode: ein Esel wurde für einen Besuch gemietet resp. reserviert. Der Besitzer des Esels war zu übermütig und so kam es gar zu einer Überbuchung des Esels. Der versprochene Esel wurde am gleichen Abend 2x gebucht und so musste in letzter Minute ein Ersatz ausfindig gemacht werden. Diese Situation stresste, denn damals gab in der Region nur wenige Esel.
Danach kauften 1978 die Kolpingmitglieder Guido und Irma Burtscher selber ein Grautier. So kam die Klausgruppe zu ihrem ersten Esel. Während dem Jahr bis zum Nikolaustag wurde der Esel liebevoll gehegt, gepflegt und während der Klauszeit war er für St. Nikolaus reserviert. Später kamen weitere Esel aus eigener Zucht dazu. Damit am Chlausmarkt im Dezember auch Erdnüsse und Mandarinen an die Kinder verteilt werden konnten, fertigten Steigers für die Esel Tragsäcke an.

Bereits vor 1992 musste die Klausgruppe ausserhalb der Kolpingfamilie neue Schmutzlis anwerben. Drei Jahre muss ein Schmutzli abverdienen, erst dann kann er zum St. Nikolaus aufsteigen, sofern er dies möchte. Mit einem Reglement wurde die Gruppe 1992 selbständig unter dem Namen »Klausgruppe der Kolpingfamilie Flawil«.

Die Mitglieder der Klausgruppe werden laufend geschult und schwierige Situationen in der Gruppe besprochen. Die gemachten Erfahrungen innerhalb der Gruppe werden weitergegeben und es herrscht eine sehr gute Kameradschaft. Schon seit vielen Jahren ist St. Nikolaus und auch der Schmutzli bei den Familienbesuchen nun auf Augenhöhe mit den Kindern. St. Nikolaus verlangt bei seinem Besuch für sich und seinen Gehilfen jeweils eine Sitzgelegenheit.

Weitere Stationen in unserer langen Geschichte:

  • Nach ersten Anfängen wurde das ganze Team der Klausaktion für ein Nachtessen mit anschliessender Orientierung eingeladen. Ab 1992 gilt dieser Abend auch als Hauptversammlung.
  • Am alljährlichen »Chlausmarkt« sind jeweils ein Nikolaus mit zwei Schmutzlis unterwegs und verteilen Nüssli und Mandarinen. Mit dabei sind auch immer die Esel. Diesen Markt gibt es seit ein paar Jahren nicht mehr. An der einmaligen »Nordischen Weihnacht« sind alle Nikolausgruppen mit der Einschellgruppe Mosnang dabei. Danach folgt der »Gschenkli-Sonntag« der Flawiler-Fachgeschäfte.
  • Bülach macht seit vielen Jahren einen Nikolausumzug durch den Weihnachtsmarkt in der Altstadt. Wir wurden angefragt mitzumachen und beteiligen uns seit vielen Jahren als Gastgruppe, selbstverständlich mit den Eseln.
  • Unser neuer Pfarrer Josef Wirth gab den Anstoss für die jährlichen St. Nikolaus Gottesdienste in Flawil und Niederglatt.
  • Ein Mann der ersten Stunde ist Rino Steiger. Nach seiner aktiven Zeit als St. Nikolaus übernahm er die Aufgabe als Chef der Klausstube. Mit viel Initiative und Fleiss war er zuständig für das gesamte Inventar sowie für die Verpflegung.
    2004 übernahm Guido Lichtensteiger die Verantwortung für die Klausstube. Zur gleichen Zeit und bis heute verköstigt seine Frau Rita die zurückkehrenden St. Nikolaus und Schmutzlis mit viel Herzblut.
  • Seit dem Umbau des Pfarreizentrums 2008 wird das umfangreiche Material in eigens dafür eingebauten Wandkästen im Pfarreizentrum gelagert, was für uns eine grosse Erleichterung ist.
    Ein grosser Dank geht daher an die Kath. Kirchgemeinde St. Laurentius, die seit jeher unsere Klausgruppe unterstützt. Ohne die verschiedenen Räume und die Küche im Pfarreizentrum wäre die Klausaktion mit ihren weit über 100 Besuchen in Familien, Schulen, Kindergärten, Spital, Pflegeheim und Vereinen gar nicht zu bewerkstelligen.
  • 2010 konnten sieben neue Nikolauskleider und neun Mitras dank Sponsoring angeschafft werden. Ohne diese grosszügige Unterstützung durch viele Sympathisanten und Institutionen wäre diese grosse Anschaffung nicht möglich gewesen.
  • 2012 verkaufte Guido Burtscher seine Esel an Werner Stadler und Erwin Casanova. Im Botsberger Riet wurde 2011 ein alter Schopf in einen Stall umgebaut. Mit viel Idealismus, Liebe und Fleiss wurde der Stall eingerichtet und die Esel aus der Burgau haben im Riet nun eine neue Heimat gefunden. Laufend werden für die Tiere Verbesserungen vorgenommen, so wurde z.B. 2013 ein neuer Zaun angebracht. Viele Spaziergänger erfreuen sich seither an den Tieren. Und wer weiss... vielleicht triffst du dort auch einmal den St. Nikolaus mit Gefolge!
  • 2013 erfolgt ein weiterer Wechsel in der Klausstube: Erich Koller übernimmt das Amt von Guido Lichtensteiger und ist neu Chef der Klausstube.
    Im gleichen Jahr erarbeitet ein Team von aktiven Klausgruppenmitgliedern mit viel Enthusiasmus und Einsatz unsere Webseite www.samichlaus-flawil.ch
  • 2020 erhält Albert Tanner den Flawiler Preis für seine langjähriges, ehrenamtliches Engagement als Leiter der Klausgruppe
  • 2021 nach 46 Jahren als Präsident der Klausgruppe der Kolpingfamilie Flawil tritt Albert Tanner etwas kürzer und übergibt die Leitung an Martin Landolt. Ein würdiger Abschied wäre wegen der wieder verschärften Pandemiemassnahmen beinahe ins Wasser gefallen. Am Freitag, 24. September 2021 haben sich dann 35 Mitgliederinnen und Mitglieder im Pfarreizentrum zur ausserordentlichen Hauptversammlung getroffen. Der langjährige Präsident wurde mit den besten Wünschen und einem 30 minütigen Video mit diversen Grussbotschaften von alten Weggefährten und Vorstandsmitgliedern verabschiedet. Martin Landolt wurde als neuer Präsident einstimmig gewählt und mit einem warmen Applaus im Vorstand und im Amt willkommen geheissen.